Strategie- oder sogar Rollenspiel ist im Internet manchmal zu lesen,
Action/Taktikspiel, wie es im Handbuch steht, trifft die Sache besser. Es gibt
nur einen Typen, den man spielen kann und aus. Dialoge laufen als Skripts ab, verschiedene
Antwortmöglichkeiten gibt es also gar nicht. Die Fertigkeiten, die man im Lauf
des Spiels verbessern kann, sind rein technisch-kämpferischer Natur, keine Rede
von Charakterentwicklung. Aber selbst davon gibt es nur acht, also alles etwas
spartanisch, genauso wie die Grafik, die kurzen Videos und die geringe
Handlungsfreiheit.
Nur bei
der Erledigung der Missionen hat man die Wahlfreiheit, wen der zahlreichen
Gegner man zuerst ausschaltet und wie: Messer, Schläger, Hacke oder doch lieber
auf Distanz bleiben und zu einer Schusswaffe greifen, vielleicht aber auch
zu Handgranaten?
Also
doch ein Rollenspiel: die Rolle der Killermaschine. Keine Fragen, kein
Gequatsche, keine nervigen Begleiter. Es soll Leute geben, die sich in dieser
Rolle wohlfühlen, zumindest bei Spielen. Das Drumherum ist also mehr als bizarr,
ein Hollywood-Filmthema in polnischer Version, und die Russen sind die Bösen. Na
gut, nicht nur die Russen, auch die Chinesen, die Lateinamerikaner, die
Straßengangs und die Italiener. Wurde irgendein Vorurteil ausgelassen?
Aber
halt, die Italiener sind nicht ganz so schlecht, wie es ihre gepantschten Weine
vermuten lassen. Der Don, seines Zeichens fettwanstiger Strechlimousinenbesitzer
und örtlicher Mafiaboss, ist dein Auftraggeber. Und was unterscheidet die
Italienische Mafia nun von den anderen? Sie mögen keine Drogen.
rofl
*),
sagt man da im Internet und wenn man sich vom Lachen erholt hat, kann man ja
endlich zu spielen anfangen.
Der
heilige Don, Schutzpatron aller Drogengegner, gibt uns also Aufträge die
Drogenhändler zu jagen oder ihnen etwas abzujagen, zum Schutze der Menschheit
versteht sich, weil von einer bestimmten Droge, mit dem klingenden Namen Cold
Zero, wird man angeblich wahnsinnig. Wahrscheinlich so wahnsinnig, dass man gar
nicht mehr daran denkt Schutzgelder an den örtlichen Schutzpatron zu zahlen.
Jetzt kommst also Du ins Spiel oder Joe, wie Du nun heißt.
Die
Missionen sind teilweise sehr schwierig und überhastetes Agieren führt fast
immer zu Misserfolgen. Langsames Anschleichen, Planen, wie man vorgeht, in
welcher Reihenfolge man die Gegner erledigt ist angesagt. Und häufiges
Speichern. Denn trotz aller Planung sind jederzeit Überraschungen möglich. Das
hängt teilweise damit zusammen, dass die Karten etwas unübersichtlich sind und
die Kamerabewegungen sehr eingeschränkt. Teilweise aber auch mit der schwer
vorhersehbaren Reaktion der Gegner, wenn geschossen wird, ob sie die Schüsse
hören oder nicht, ob sie dann zusammenlaufen und dich womöglich einkreisen oder
ob vielleicht gar niemand reagiert. Häufiges Speichern erspart viel Frust. Man
kann zwar jede Mission neu beginnen, aber wer will das schon, wenn man sich
schon Mal bis zum vorletzten Gegner durchgekämpft hat.
Auf eine
Besonderheit sei im Zusammenhang mit dem Laden eines Spielstandes hingewiesen.
Die Bewegungen der Gegner sind jedes Mal anders. Verlass dich also nicht darauf,
dass ein Soldat, der zuerst ruhig an einer Ecke gestanden ist, nach dem erneuten
Laden auch dort stehen bleibt, und einer der zuerst links herum gegangen ist
geht das nächste Mal rechts herum usw.
Bei den
meisten Karten siehst du auf der Minimap schon zu Beginn der Mission die
ungefähre Position der Gegner, auch die Position der zu befreienden oder zu
erbeutenden Ziele.
Die
Missionen sind teilweise schwierig, häufiges Speichern ist also sinnvoll, wenn
man nicht eine gesamte Mission von vorn beginnen will.
Die
Charakterentwicklung ist mäßig ausgeprägt. Es gibt vier Basiseigenschaften und
fünf Waffenspezialisierungen, die Du steigern kannst.
Jedes Mal,
wenn du 500 Erfahrungspunkte gesammelt hast, bekommst Du 5 Punkte für Deine
Eigenschaftsentwicklung. Das bleibt das ganze Spiel gleich. Bei den
Eigenschaften brauchst Du aber für die nächste Stufe jeweils einen Punkt mehr.
Um von Stufe drei in Stufe vier aufzusteigen brauchst Du vier Punkte, für Stufe
5 dann fünf Punkte usw. d.h. irgendwann musst Du Punkte horten um weiter
aufsteigen zu können. Da aber die Gegner zahlreich sind und Du entsprechend
viele Erfahrungspunkte sammeln kannst, kann Du in den meisten Kategorien recht
hohe Level erreichen, so dass sich eher die Frage stellt, wo man zuerst Punkte
investieren soll. Dazu mehr bei den Tipps.
Einige
Waffen kannst Du verbessern, wenn Du die geeigneten Erweiterungen (Schalldämpfer, Zielfernrohr etc.) und den benötigten Technik-Level hast. Insgesamt
gibt es aber wenige Möglichkeiten.
Waffen
zu kaufen ist selten sinnvoll, da man jede Menge, mehr als man tragen kann, auf
den Missionen erbeutet.
Bei der
sonstigen Ausrüstung gibt es noch die Medikits in drei Varianten und die
Schutzwesten, ebenfalls drei verschiedene. Beides kannst Du beim Händler kaufen
oder häufiger auf Missionen finden oder erbeuten. Weiters gibt es bei einem
Händler noch drei verschiedene Tarnanzüge. In Summe etwas wenig Ausrüstung.
Bei den
Kämpfen kommt es häufig zu einer fatalen Situation, die aber die Programmierer
zu verantworten haben. Wenn du hinter einer Ecke lauerst und ein Gegner kommt
auf Dich zu und beginnt zu schießen, so wirst Du getroffen. Wenn Du nun
zurückschießt, triffst Du aber nicht. Echt Scheiße, wenn nur die Gegner um die
Ecke schießen können.
Es gibt
zwar die Möglichkeit durch drücken der Shift-Taste einen Schritt zur Seite zu
machen und auf diese Weise einen Gegner hinter einem Hindernis zu treffen, das
behebt den Nachteil aber nicht wirklich, schließlich braucht dieser Schritt
Zeit, während Du bereits getroffen wirst. An einer Ecke oder hinter einem Baum
sich anzuschleichen ist also stets gefährlich und widerspricht damit klar der
Absicht des Spiels.
Die KI
ist nur mittelmäßig. Manchmal reagieren die Gegner überraschend schnell, was
natürlich auch von deinem Gang und deinen verwendeten Waffen abhängt, aber dann
tauchen sie blitzschnell auf, oft in deinem Rücken. Die naturgemäß langsame
Kameraführung ist in diesem Fall ein gewaltiger Nachteil. Zuerst Kamera drehen,
dann die Spielfigur und Du bist tot bevor du reagieren kannst.
Patrouillierende Wachen ändern immer wieder Mal ihre Route, so dass sie nicht
leicht auszurechnen sind. Andererseits fällt es ihnen nicht ein in Deckung zu
gehen, wenn sie angeschossen werden. Wenn Gegner eine Leiche finden, bleiben sie
neben dieser aufrecht stehen und schauen sich ratlos um: eine perfekte
Zielscheibe und der nächste macht es wieder so und der übernächste auch.
Die
Steuerung ist recht einfach und leicht durchschaubar, allerdings ist die
Kameraneigung etwas zu stark eingeschränkt und das Zoom könnte eine Spur weiter
wegzoomen.
Nicht
gut gelungen ist das Wegblenden von Dächern bei Gebäuden. Meist muss man ein
Gebäude erst betreten, um die darin befindlichen Gegner zu sehen. Das kann ein
schwerer Nachteil sein, denn aufgrund der isometrischen Perspektive und der
geringen Kameraschwenkung, können Dich Gegner, die in Hauseingängen stehen,
schon sehen und beschießen, während du sie maximal als rote Dreiecke auf der
Minimap wahrnehmen kannst.
Ähnliches gilt für das Laub der Bäume. Mangels Transparenz, siehst Du die Gegner
nicht, weshalb Kämpfe in Wäldern besonders unangenehm sind. Dazu kommt, dass das
Laufen dort nur schlecht funktioniert. Wegen des Laubs klickst Du praktisch
blind auf eine Stelle, wo der Charakter sich hinbewegen soll. Ist sie aber nicht
nichtbegehbar, bleibt er einfach stehen, ohne dass Du es merkst.
Aus
unerfindlichen Gründen kann man meist nicht durch eine Fensterscheibe schießen,
manchmal können es die Gegner aber doch, genauso wie sie manchmal durch Türen
schießen können.
Schade ist auch, dass
man nur wenige Gebäude, Container, Autos und was sonst noch herumsteht begehen
kann. Es würde in vielen Fällen die Missionen abwechslungsreicher und spannender
manchen.
Fazit: Kein
schlechtes Spiel, aber mit hohem Frustrisiko und das nicht nur wegen des ohnehin hohen
Schwierigkeitsgrades in vielen Situationen, sondern auch wegen des unnötigen „um-die-Ecke-Schießen“-Bugs.
Etwas länger könnte es dauern, und mehr Waffen, Waffenerweiterungen und
Ausrüstungsgegenstände wären gut. Auch bei der Charakterentwicklung wäre eine
weitergehende Spezialisierung angebracht.
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