Die Römer

 

Aufbau-/Strategiespiel.

Es gibt Szenarien, Herausforderungen (bestehend aus mehreren Szenarien) und freie Aufbauspiele. Im folgenden verwende ich für alle den Begriff Szenario. Einige Szenarien haben ein überhaupt keinen militärischen Teil, andere ein stark wirtschaftliches Übergewicht und in einigen ist der militärische Teil zumindest gleich wichtig wie der wirtschaftliche.

Da fast alle Szenarien mit ganz wenigen Mitteln beginnen, muss man zunächst herausfinden, worauf es beim Start ankommt. Hat man das erst einmal durchschaut, so ist zumindest der Anfangsteil bei allen weiteren Szenarien nahezu gleich. Einzig die unterschiedlichen Landschaften, die übrigens sehr nett ausschauen, schaffen unterschiedliche Bedingungen.

Irgendwie sollte man in allen Szenarien als Präfekt einer aufstrebenden Siedlung den wirtschaftlichen oder militärischen Aufstieg managen. Leider gibt einem das Spiel in dieser Hinsicht kaum Managementmöglichkeiten. Eine Prioritätensetzung bei Bauwerken, eigentlich das Grundlegendste bei so einem Spiel, ist nur auf aberwitzige Weise durchführbar: Hat man mehrere Bauaufträge vergeben (und das sollte bei vorausschauender Planung wohl die Regel sein) und klickt auf einen davon, so sieht man welche anderen davor gereiht sind. Man kann diese nun einzeln wegklicken, bis nur mehr der gewählte Auftrag dasteht. Was den Rest der Aufträge angeht, muss man dann warten bis der Vorgereihte beendet ist, dann kann man mit der gleichen Prozedur einen anderen Auftrag vorreihen. Eine Liste, welche Aufträge man vergeben hat, gibt es ohnehin nicht. Ich denke die Römer, also die richtigen, die die Rom zur Weltstadt erhoben haben, die waren da schon etwas weiter.

So wird das Spiel leider sehr schnell lächerlich. Eine endlose Reihe von Symbolen wird eingeblendet, die darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt. Wo genau, auf der immerhin recht großen Karte, kann man bestenfalls erahnen oder man klickt sich durch alle in Frage kommenden Gebäude durch. Zu diesen Meldungen kommen aber noch weitere, die noch nichtssagender sind, es kommen aber auch positive Meldungen aus Rom. Einzig: es ist gedacht, dass man sie alle liest. Mit der Zeit wird das ziemlich nervig und man ignoriert sie. Von da an arbeitet man im vollkommenen Suchmodus, ständig über die Karte gleitend um nach neuen Aufgaben zu suchen.

Eine Lärmbelästigung sind auch die SFX-Geräusche, die mit jeder Meldung verbunden sind. Alle drei Sekunden ein Ding, Dong, Krach, Blopp. In den Optionen gibt es zwar einen Schieberegler, mit dem man die Lautstärke regulieren können sollte, er funktioniert aber nicht, außer man schiebt ihn auf null. Auch gegen die Hintergrundmusik hilft nur die Null-Stellung.

Arbeiten werden entweder von Bürgern oder von Sklaven durchgeführt. Dass man den Bürgern nicht so einfach Befehle erteilen kann, ist ja noch verständlich. Sie arbeiten dort wo es ihnen passt, nicht zu weit von zu Hause weg und wenn's zu wenig zum Futtern gibt, werden sie böse. Blöd nur, wenn's irgendwo brennt und keiner hat Lust zu löschen. Man kann den Bürgern rein gar nichts vorschreiben.

Aber die Sklaven? Die arbeiten leider auch, wie sie wollen und machen Pausen wie Beamte der Jetztzeit. Als Präfekt ist man keinesfalls in der Lage Ihnen zu sagen, was sie nun genau und als nächstes zu tun haben. Also wartet man, als Präfekt und oberster Herrscher dieses Kuhdorfes, das sich Marsilia, Londinium oder wie auch immer nennt. Die Lösung wäre eventuell, denkt man sich als Präfekt, wenn man mehr Sklaven hätte, und Sklaven kann man, Goldbesitz vorausgesetzt, kaufen.

Eine Möglichkeit zu Gold zu kommen ist der Handel. Rom zahlt gut für Olivenöl und davon habe ich reichlich in meinen Lagerhäusern, denn gebraucht wird Olivenöl in meinem Kuhdorf nicht. Also Handel muss her!

Rasch eine Handelsstation gebaut und gebannt blicke ich nun auf meinen Kontostand: Zwei Goldstücke nach vier Minuten, ich brauche zwanzig für neue Sklaven. Na ja, ab in die Küche und Kaffee zubereiten. Es dauert wohl noch etwas.

Zurück mit dem Kaffee und ein gespannter Blick auf den Kontostand: Drei Goldstück. Kurze Kontrolle auf meine Einwohnerstatistik, 58 Bürger, 60 Sklaven. Das sollte doch wohl reichen Olivenöl und Goldstücke hin- und her zu transportieren.

Acht Minuten später: Der Kaffee ist alle, Kontostand 5 Goldstücke. Ich wollte ohnehin duschen und das mit dem Gold dauert wohl noch.

Zurück zum PC, die Haare noch etwas feucht: Kontostand 13 Goldstücke. Da geht sich rasieren auch noch aus, aber schön langsam, ich will mich nicht schon wieder das Gesicht mit der Rasierklinge entstellen und Zeit hab' ich ja, wie's aussieht.

16 Goldstücke. Ich sitze vorm PC und schneide mir die Fingernägel. Zumindest körperhygienisch kann ich das Spiel voll empfehlen.

Fertig. Ein prüfender Blick mit einem enttäuschenden Ergebnis: Kontostand 18 Goldstücke. Was jetzt? Soll ich mir die Beine auch noch rasieren? Das wird mir dann doch zuviel. Ende des Szenarios.
 

Das Spiel erschien 2006 und wurde 2007 - als Heftbeilage - verschenkt. Gar nicht so schlecht die Idee mit dem Verschenken, schließlich kennt jeder irgendwen, den er so gar nicht leiden kann.

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