Dungeon Siege - Lands of Aranna
eine Erweiterung zum Spiel Dungeon Siege
Dungeon Siege - Lands of Aranna (DSLOA) ist die Erweiterung zu Dungeon Siege (DS).
Gleich die erste Enttäuschung beim Kauf. Mit rund 25 € ist bekommt man sowohl Originalspiel als auch die Erweiterung. Wer das Original schon hat, muss es noch einmal kaufen.
Die zweite Enttäuschung: Die Entwickler haben nichts aus der Kritik am Original gelernt. Die Story läuft sehr linear ab, eigentlich noch linearer als im ersten Teil. Gab es im ersten Teil einige Abstecher in Höhlen, Keller oder sonstige Örtlichkeiten, die mit dem Spielverlauf nichts zu tun hatten, wurden in der Erweiterung auch diese weggelassen. Manchmal verirrt man sich noch in den weiten der Landschaft, läuft ein Stück in eine Richtung, steht an und läuft in eine andere Ecke, aber das war's auch schon. Die einzige positive Ausnahme sollte dennoch nicht unerwähnt blieben. Es gibt zwei Abschnitte auf der Karte, die 'Strand' und 'Klippen' heißen, unmittelbar aufeinander folgen und äußerst unübersichtlich sind (das ist in diesem Fall durchaus positiv zu gemeint). Wenigstens hier muss man sehr genau schauen, welche Abzweigung man schon erkundet hat und welche
nicht. Hier kann es sehr leicht geschehen, dass man die Orientierung verliert und einige Seitenwege übersieht oder vergisst.
Trotzdem: ein Handbuch oder gar eine Komplettlösung sind für DSLOA überflüssig. Im Grunde ist immer alles klar, man lässt dem Spieler keine Gelegenheit irgendetwas auszuprobieren oder zu erforschen oder gar einen Irrtum zu begehen. Und Schließlich: man hat dem Spiel möglichst jedes Risiko abgenommen.
Der auffälligste Hinweis darauf ist bereits zu Beginn des Spiels sichtbar: Anders als bei DS gibt es bereits zu Spielbeginn Heil- und Manatränke der Stufe 2 (von insgesamt 3) zu kaufen. Zweitens: erbeuten tut man lange Zeit zwar nur Tränke der Stufe 1, aber diese in Unmengen. In Wahrheit gibt es also keine Notwendigkeit mehr mit Tränken zu haushalten. Auch Geldsorgen hat man kaum. Im ganzen Spiel findet man eine Unzahl von Fässern, Töpfem und Truhen und darin jede Menge Ramsch, den man verkaufen kann. Aber genau genommen braucht man das viele Geld gar nicht, denn kaufen wird man bei den Händlern selten etwas. Wie schon bei DS muss man die besten Waffen und Ausrüstungsgegenstände finden oder erbeuten.
Als zusätzliche Storyelemente kann man jetzt Bücher finden und diverse Geschichten nachlesen, aber die sind jämmerlich einfältig und bringen nichts für den Spielverlauf. Sie sollen irgendwie den Faden von einem Abschnitt zum nächsten weiter spinnen. Unverständlich, warum das mit so wenig Fantasie abgetan wurde.
Und schade. Denn nach wie vor ist Dungeon Siege samt Erweiterung technisch Spitze. Wer wie ich den Fehler gemacht hat, gleich nach DSLOA das neu gepatchte Diablo zu spielen, weiß, was ich meine. Die hölzernen Bewegungen der Diablo-Figuren und die starre Perspektive wirken unglaublich antiquiert. Bei DS und DSLOA dagegen wirkt alles flüssig; Laufen ist wirklich Laufen und die Kämpfe laufen rasant ab. Kisten und Fässer werden mit einer Vehemenz aufgedroschen, als wären sie der wahre Feind. Wer durch die Landschaft rennt, merkt keinerlei Ladezeiten. Man sieht etwas in der Ferne, läuft drauf zu und von dort weiter und immer weiter, alles ist aus einem Guss. Dazu die fantastischen Zoommöglichkeiten, die drehbare Kamerapersepktive, kaum Pixelfehler, alles wunderbar. Welche vergebene Chance.
Gibt es auch Positives?
Die Musik ist großteils neu und genauso gut wie bei DS und immer so abwechslungsreich, dass sie nie zu nerven beginnt.
Es gibt neue Packtiere, die Traggs, eine Art Nashorndinosaurier. Sie sind kämpferischer als die Esel. Das ist nicht unbedingt ein Vorteil. Die Viecher laufen gerne voraus und beginnen von sich aus Kämpfe. Das ist wohl nicht der Sinn der Sache und nervt in vielen Situationen. Ich habe mein Tragg deshalb rasch wieder gegen einen Esel ausgetauscht. Irgendwann brauchte ich den auch nicht mehr, denn es gibt eine sehr erfreuliche Erweiterung des Gepäcks. Man kann für jeden Charakter einen Rucksack kaufen, der vier Felder im Gepäck einnimmt, dafür aber 32 Felder Stauraum zur Verfügung stellt. Wer eine Party mit acht Mitgliedern und acht Rucksäcken hat, kommt ganz gut ohne Packtier aus.
Weitere Novitäten:
Es gibt nun Set-Items, die zusätzliche Boni verleihen, wenn man sie trägt. Dabei muss man nicht auf das gesamte Set warten; schon ab zwei Teilen gibt es den ersten Bonus und dann gibt es mit jedem weiteren Stück eine neuerliche Steigerung. Allerdings sind die Sets beschränkt und de facto auf bestimmte Charaktere zugeschnitten: eines für einen Mischcharakter Kämpfer/Bogenschütze, je eines für Kämpfer, Bogenschützen und Naturzauberer und zwei für Kampfzauberer. Finden tut man die guten Teile einfach in irgendwelchen grün beleuchteten Kisten, auf die man infolge des linearen Spielverlaufs zwangsläufig
stößt. Wieder eine gute Möglichkeit vertan, das Spiel spannender zu gestalten.
Es gibt zahlreiche neue Waffen und Rüstungsgegenstände, aber eigentlich sind nur die Namen und Icons neu, eine besondere Bedeutung haben sie nicht. In Summe gibt es sogar weniger Gegenstände als in DS, aber das Spiel dauert auch nicht so lange, weshalb das nicht so negativ ist, wie es klingt.
Es gibt eine neue Kategorie von magischen Gegenständen (man erkennt sie am violetten Hintergrund), die nur einen, dafür aber etwas besseren Bonus haben. Sie sind vor allem im ersten Teil des Spiels gut zu gebrauchen. Später werden die herkömmlichen magischen Gegenstände mit mehreren Boni und schließlich die Set-Items deutlich wichtiger.
Neu sind auch einige Monster, aber im gesamten Spiel scheinen sie schwächer zu sein als im Original. Die beste Chance der KI, nämlich der gleichzeitige Angriff möglichst vieler Monster, wird kaum genutzt. Die Kämpfe laufen optisch brillant, aber taktisch wenig herausfordernd ab. Ich musste im Schwierigkeitsgrad 'normal' deutlich weniger oft speichern als bei DS und meine Party wurde kein einziges Mal ausradiert. Der Schwierigkeitsgrad 'schwer' ist hier eindeutig zu bevorzugen.
Für die Zauberer gibt es einige neue Zauber mit neuen Effekten, aber wer braucht schon so viele Zauber. Aber einige auszuprobieren lohnt sich schon. Bei anderen fragt man sofort nach deren Sinn, wenn man die Beschreibung liest. Nun, vielleicht ergründet man ihn, wenn man mehr experimentiert als ich es getan habe.
Nach wie vor kann man nur die zwei aktiven Zauber sofort benutzen, aber man kann nun die Zauber zusammen mit den Waffenkonfigurationen speichern und daher mit dem Wechsel der Waffenkonfiguration (einfach auf die Taste 1, 2 ...8 drücken) andere Zauber sehr schnell zu aktiven machen. Das habe ich sehr positiv empfunden.
Fazit: DSLOA ist optisch und technisch hervorragend, als Spiel allerdings nur mittel gut, keinesfalls aber eine Weiterentwicklung zu DS und in spielerischer Hinsicht sogar ein Rückschritt. Das Konzept 'Alles, was zum Denken und Probieren anregt, ist zu vermeiden', ist auf jeden Fall zu kritisieren. Für jemand der DS noch nicht hat, ist DSLOA bei einem Preis von 25 € auf jeden Fall zu empfehlen. Er bekommt damit eine vollständige Version von DS und DSLOA. Zusammen sind sie das locker wert. Wer DS schon nicht mochte, soll sich nach anderen Spielen umsehen. Wer Fan von DS ist, wird wohl in den sauren Apfel beißen und sich das Spiel ein zweites Mal kaufen um die Erweiterung spielen zu können (kriminelle Raubkopie-Alternativen werden hier nicht einmal angedacht).
Graz, 19.1.2004
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