Grafik
Ich "liebe" diese Figuren mit ihren aus Eichenholz geschnitzten Lippen und
Frisuren, klobig, hässlich, aber zumindest 3D, scheint mancher zu denken. Was die Spieler und noch mehr die
Journalisten der Spielemagazine dazu antreibt derartigen Scheiß als Fortschritt
zu verkaufen, bleibt ein Rätsel. Treppen und Stufen in der Landschaft, sobald
eine Linie einen Neigungswinkel abseits von 180 Grad aufweist, sind eigentlich
eine erbärmliches Zeugnis. Trotzdem, Kotor wird allerseits hoch gelobt, zumindest
das Marketing scheint also zu funktionieren. Also betrachten wir einmal die
anderen Aspekte des Spiels, abseits der Grafik.
Rollenspiel
War es Jahre zuvor, z.B. bei Baldur's Gate oder Fallout noch neu und deswegen
erträglich, so wirken die zahllosen Figuren, die man zwar ansprechen kann, von
denen man aber selten einen sinnvollen Satz hören kann, nach kurzer Zeit
lähmend. Würde man doch etwas genauere Hinweise auf das bekommen, worum es
gerade geht, könnte man das Ganze unter "Pflicht erfüllt - befriedigend -
setzen!" abhaken. Aber inhaltsleere Phrasen, die im Film vielleicht noch
weggesteckt werden können, da man ja dort keine Aufgaben zu lösen hat, sind in
einem Spiel nervtötend. Dazu kommen noch die zahlreichen von Haus aus
unverwertbaren Gespräche mit Hinz und Kunz, also NPCs, die vollkommen
sinnentleert in der Gegend herumstehen. Und dazu noch die öde Grafik der kahlen
Städte, Räume und Wände. Aber darüber wollten wir ja im Moment nicht reden.
Also weiter mit den Quests.
Quests
Wie schon gesagt: die Gespräche bestehen großteils aus kryptischen Andeutungen
und das Journal ist eine absolut stumpfsinnige Wiederholung derselben. Also
keinerlei erhellende Hinweise im Journal, was denn nun zu tun sei. Einzig: wenn
man irgendwas tut, passiert oft das Richtige, auch wenn man gar nicht weiß
warum. Das Spiel besteht also aus herumrennen, unverständliche Gespräche führen,
wieder herumrennen und - siehe da - schon ist eine Aufgabe gelöst.
Kämpfe
Geht gerade noch. Eine etwas mühsame Mischung aus rundenbasiertem und
Echtzeitkampf. Man kann nämlich die nächsten vier Schritte des jeweils gewählten
Charakters vorgeben, aber danach laufen die Standardroutinen ab. Warum ist das
nicht gut: Solange die einzelnen Schritte relativ langsam ablaufen und man
rechtzeitig neue Schritte setzen kann, ist das in Ordnung. Wenn manche Schritte
aber aus unerfindlichen Gründen plötzlich sehr rasch hintereinander ablaufen und
sofort danach die Standardroutinen einsetzen, ist der Charakter plötzlich tot,
weil er dann doch öfter Unsinn macht, z.B. sich nicht zwischendurch zu heilen,
obwohl er kurz vor dem Abkratzen ist. Man muss dazu wissen, dass diese
Eingreifmöglichkeit eigentlich auf die ganze Truppe zutrifft, denn theoretisch
könnte man während des Kampfes die anderen Gruppenmitglieder auch mit Befehlen
versorgen. Aber es ist diese unsinnige Mischung aus Runden- und Echtzeitkampf,
die das fast unmöglich macht, außer man drückt ständig die Pausentaste. Dann
wird es erst recht öde. Klick, klick, klick, Pause aus, Pause ein, klick, klick,
klick, klick, ..., Pause ein, Pause aus. Kein Ruhmesblatt für Künstliche
Intelligenz.
Es gibt nur wenige Kämpfe und nur ein kleiner Teil davon kann als
herausfordernd bezeichnet werden. Dazu kommen noch Kämpfe, die per Script
abgebrochen werden, weil es so in die Handlung passt. Aber zur "Handlung" kommen
wir noch weiter unten. Dieses Abbrechen eines Kampfes wirkt ziemlich aufgesetzt
und verdirbt den Spielspaß. Wozu muss ich den Gegner auf 10 Prozent seiner
Trefferpunkte herunter kämpfen, wenn ich ihn gar nicht besiegen darf?
Nur im allerletzten Teil des Spiel gibt es laufend Kämpfe mit ständig sich
erneuernden Gegnergruppen und einem akzeptablen Schwierigkeitsgrad. Es ginge
also, wenn man gewollt hätte. Handlung
Aber es kommt eigentlich noch schlimmer. Das Ganze ist eigentlich ein
interaktives Video. Man klickt, läuft, kämpft, aber ständig schalten sich
Videoclips dazwischen, die erklären, was jetzt los ist oder was war oder wie es
weiter geht. Letztendlich hat man die Handlung gar nicht in der Hand, wie es das
Wort "Handlung" andeutet. Alles ist vom Spiel aus gesteuert und vorprogrammiert.
Man darf also lediglich die Zwischensequenzen zwischen zwei Videos betreiben.
Ein Filmdrehbuch, dass sich als Computerspiel ausgibt. Das nervt nach einigerer
Zeit dermaßen, dass man sich überwinden muss, weiter zu spielen, denn steuern,
in welche Richtung dieses "Rollenspiel" gehen soll, ist unmöglich.
Die Unterscheidung zwischen dunklem und hellem Jedi ist in seinen
Auswirkungen so gering, dass es vollkommen egal ist, wofür du dich entscheidest:
die Videosequenzen bringen dich ohnehin wieder auf den richtigen Weg, nämlich
der Fortführung der Story. Und dann gibt es auch noch dieses schon in den Filmen
unsäglich alberne Gelabbere über helle und dunkle Macht, wie schwierig der eine
Weg und wie leicht der andere zu beschreiten ist. Wenn's so leicht wäre, die
Macher von Kotor wären längst Opfer meiner dunklen-Macht-Gelüste geworden.
Das ganze ist also kein Spiel, sondern eine Merchandising-Show von Lucas
Arts, die den Käufer viel Geld kostet. Echt enttäuschend.
Man kann nur abraten. |