Siege Of Avalon

1.9.2006

 

Soll ein Rollenspiel sein. Viel mit Leuten reden, kämpfen, Aufträge erledigen, Charakter entwickeln. So ähnlich läuft es auch ab, aber halt wirklich nur so ähnlich. Man wählt zunächst einen Charakter (nur Mensch, nur männlich), kann aber zwischen Beruf (Kämpfer, Kundschafter, Zauberer) und eine Frisur wählen. Noch ein wichtiges Feature: man kann die Farbe der Hose wählen, was aber insofern sinnlos ist, weil man sie schon nach der allerersten Szene, wieder wechseln wird. Dann gibt es noch (Trainings-)Punkte, die man auf seine Eigenschaften verteilen kann, aber nur zum Teil sollte.

Für erledigte Aufträge und getötete Gegner erhält man im Spiel ebenfalls Trainingspunkte, die man nun weiter in Eigenschaftspunkte investieren könnte. Besser ist aber die Möglichkeit, sie bei "Trainern" oder "Lehrern" gegen Fertigkeiten und/oder Eigenschaftspunkt-Sonderangebote einzutauschen, als Paket sozusagen und das ist eigentlich immer die bessere Wahl. Sobald aber ein Trainer alle seine Pakete an den Spieler weitergegeben hat, ist Schluss, zumindest für das jeweilige Kapitel. Drei Trainer gibt es pro Kapitel. Den Rest der Punkte kann man dann also normal nach Geschmack verteilen.

Kommen wir zu den Gesprächen. Wie sie verlaufen sollen, ist leicht durchschaubar. Verlangt wird Unterwürfigkeit oder gekünstelt selbstbewusstes Auftreten ("Klar übernehm' ich den Auftrag"). Das ist zeitweise peinlich dümmlich, aber wer brav die Füße der Herren küsst, wird bald zum angesehenen Ritter aufsteigen.

Die Aufträge sind nur insofern schwierig, als man aus den Gesprächen oft nur die Hälfte heraushört. Im Journal, das eigentlich aus drei Teilen besteht, kann man meist nachlesen, was wirklich gemeint war. Ortsangaben sind diffus, Nordost, Südwest und dergleichen kennen sie in Avalon zumindest. Schwieriger ist da schon überhaupt an die Aufträge zu kommen. Der sichtbare Kartenausschnitt ist eher winzig und nicht verschiebbar. Die Übersichtskarte (Taste M) zeigt alle Bäume und Gebäude als graue Flecken und Striche und ziemlich ungenau. Aber auch da sieht man nur einen bestimmten Ausschnitt der gerade aktuellen Map. Nur die eigenen Partymitglieder sind darauf als bunte Punkte erkennbar, sonst sieht man weder Freund noch Feind darauf und Anmerkungen darf man auch nicht machen. Das heißt, man muss sich bei jeden Würstchen, mit dem man redet, merken, wo er zu finden ist, für den Fall, dass man ihn nochmals aufsuchen muss. Sauschlecht gemacht.

Die Maps sind, obwohl sie nur ausschnittsweise dargestellt werden, nicht wirklich groß. Das bedeutet: man muss oft die Karte wechseln und damit warten. Das ist im Einzelfall erträglich kurz, in Summe aber eher nervig. Nur in der Burg selbst kann man "verkürzt" die Karte wechseln, d.h. einen Bereich auswählen, den man schon einmal besucht hat. Außerhalb muss man die Karte quer oder schräg oder wie auch immer durchlaufen, um zur nächsten zu kommen und so weiter. Besonders langweilig, wenn man schon einmal alle Gegner auf der Karte erledigt hat und absolut nichts mehr los ist, denn Respawning gibt es nicht.

Die Gegner reichen von leicht bis schwer, die leichten überwiegen leider. Dazu kommt, dass es wenig Abwechslung in der Gegnerschaft gibt. Das bedeutet aber auch, dass es wenig neue Gegenstände zu finden gibt. Man findet also im dritten Kapitel haufenweise Waffen und Rüstungen, die es schon im ersten gab. Gut, man kann alles verkaufen (also Dauerlauf über mehrere Karten zurück zu den Händlern und wieder retour), aber schon bald stellt sich heraus, dass man das viele Geld gar nicht braucht, weil es auch bei den Händlern nie, und zwar wirklich nie, etwas Neues zu kaufen gibt, was es nicht schon beim ersten Mal gegeben hat. Heiltränke, Zauberbücher oder ähnliche Verbrauchsgüter gibt es ohnehin nicht im Spiel.

So hat man sehr bald das Gefühl, dass das Spiel, nach ohnehin zähem Beginn mangels Kämpfe, langweilig wird und von Rollenspielaura weit und breit nichts zu bemerken ist. Man kann sich maximal zwei Partymitglieder anlachen, aber Reden und Beziehungskiste spielen sich nicht ab. Es ist abgesehen vom Kämpferischen vollkommen egal, wen du mitnimmst.

Die einzelnen Kapitel (insgesamt sechs) sind, sofern man beim Herumlaufen zufällig schnell die richtigen Leute anspricht, schnell durchgespielt. Man kann verstehen, dass die Verkaufsmasche von Digital Tome, jedes Kapitel einzeln zu verkaufen, zu massiver Kritik führte. Dafür geben die einzelnen Teile viel zu wenig her. Und das ganze Spiel eigentlich auch. Die Edition, die ich erworben habe und die ersten drei Kapitel enthält, ist zumindest finanziell am Rand des Erträglichen, ernsthaft empfehlen würde ich sie nicht.

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