Soll ein Rollenspiel sein. Viel mit Leuten reden, kämpfen, Aufträge
erledigen, Charakter entwickeln. So ähnlich läuft es auch ab, aber halt wirklich
nur so ähnlich. Man wählt zunächst einen Charakter (nur Mensch, nur männlich),
kann aber zwischen Beruf (Kämpfer, Kundschafter, Zauberer) und eine Frisur
wählen. Noch ein wichtiges Feature: man kann die Farbe der Hose wählen, was aber insofern sinnlos ist, weil man
sie schon nach der allerersten Szene, wieder wechseln wird. Dann gibt es noch (Trainings-)Punkte,
die man auf seine Eigenschaften verteilen kann, aber nur zum Teil sollte. Für erledigte Aufträge und getötete Gegner erhält man im Spiel
ebenfalls Trainingspunkte, die man nun weiter in Eigenschaftspunkte investieren
könnte. Besser ist aber die Möglichkeit, sie bei "Trainern" oder "Lehrern" gegen
Fertigkeiten und/oder Eigenschaftspunkt-Sonderangebote einzutauschen, als Paket
sozusagen und das ist eigentlich immer die bessere Wahl. Sobald aber ein Trainer
alle seine Pakete an den Spieler weitergegeben hat, ist Schluss, zumindest für
das jeweilige Kapitel. Drei Trainer gibt es pro Kapitel. Den Rest der Punkte
kann man dann also normal nach Geschmack verteilen.
Kommen wir zu den Gesprächen. Wie sie verlaufen sollen, ist leicht
durchschaubar. Verlangt wird Unterwürfigkeit oder gekünstelt selbstbewusstes
Auftreten ("Klar übernehm' ich den Auftrag"). Das ist zeitweise peinlich
dümmlich, aber wer brav die Füße der Herren küsst, wird bald zum angesehenen
Ritter aufsteigen.
Die Aufträge sind nur insofern schwierig, als man aus den Gesprächen oft nur
die Hälfte heraushört. Im Journal, das eigentlich aus drei Teilen besteht, kann
man meist nachlesen, was wirklich gemeint war. Ortsangaben sind diffus, Nordost,
Südwest und dergleichen kennen sie in Avalon zumindest. Schwieriger ist da schon
überhaupt an die Aufträge zu kommen. Der sichtbare Kartenausschnitt ist eher
winzig und nicht verschiebbar. Die Übersichtskarte (Taste M) zeigt alle Bäume
und Gebäude als graue Flecken und Striche und ziemlich ungenau. Aber auch da
sieht man nur einen bestimmten Ausschnitt der gerade aktuellen Map. Nur die
eigenen Partymitglieder sind darauf als bunte Punkte erkennbar, sonst sieht man
weder Freund noch Feind darauf und Anmerkungen darf man auch nicht machen. Das
heißt, man muss sich bei jeden Würstchen, mit dem man redet, merken, wo er zu
finden ist, für den Fall, dass man ihn nochmals aufsuchen muss. Sauschlecht
gemacht.
Die Maps sind, obwohl sie nur ausschnittsweise dargestellt werden, nicht
wirklich groß. Das bedeutet: man muss oft die Karte wechseln und damit warten.
Das ist im Einzelfall erträglich kurz, in Summe aber eher nervig. Nur in der
Burg selbst kann man "verkürzt" die Karte wechseln, d.h. einen Bereich
auswählen, den man schon einmal besucht hat. Außerhalb muss man die Karte quer
oder schräg oder wie auch immer durchlaufen, um zur nächsten zu kommen und so
weiter. Besonders langweilig, wenn man schon einmal alle Gegner auf der Karte
erledigt hat und absolut nichts mehr los ist, denn Respawning gibt es nicht.
Die Gegner reichen von leicht bis schwer, die leichten überwiegen leider.
Dazu kommt, dass es wenig Abwechslung in der Gegnerschaft gibt. Das bedeutet
aber auch, dass es wenig neue Gegenstände zu finden gibt. Man findet also im
dritten Kapitel haufenweise Waffen und Rüstungen, die es schon im ersten gab.
Gut, man kann alles verkaufen (also Dauerlauf über mehrere Karten zurück zu den
Händlern und wieder retour), aber schon bald stellt sich heraus, dass man das
viele Geld gar nicht braucht, weil es auch bei den Händlern nie, und zwar
wirklich nie, etwas Neues zu kaufen gibt, was es nicht schon beim ersten Mal
gegeben hat. Heiltränke, Zauberbücher oder ähnliche Verbrauchsgüter gibt es
ohnehin nicht im Spiel.
So hat man sehr bald das Gefühl, dass das Spiel, nach ohnehin zähem Beginn
mangels Kämpfe, langweilig wird und von Rollenspielaura weit und breit nichts zu
bemerken ist. Man kann sich maximal zwei Partymitglieder anlachen, aber Reden und
Beziehungskiste spielen sich nicht ab. Es ist abgesehen vom Kämpferischen
vollkommen egal, wen du mitnimmst.
Die einzelnen Kapitel (insgesamt sechs) sind, sofern man beim Herumlaufen
zufällig schnell die richtigen Leute anspricht, schnell durchgespielt. Man kann
verstehen, dass die Verkaufsmasche von Digital Tome, jedes Kapitel einzeln zu
verkaufen, zu massiver Kritik führte. Dafür geben die einzelnen Teile viel zu
wenig her. Und das ganze Spiel eigentlich auch. Die Edition, die ich erworben
habe und die ersten drei Kapitel enthält, ist zumindest finanziell am Rand des Erträglichen,
ernsthaft empfehlen würde ich sie nicht. |