4.3.2004
Smugglers
3
Gegenüber der Vorgängerversion Smugglers 2 zeigt sich Smugglers 3 stark verbessert.
Es gibt nun eine klare Spielstory und ein eindeutiges Ziel, mit dem man das Spiel gewinnen kann: Die Fraktion, für die man kämpft muss zwei Drittel der Planeten-Sektoren kontrollieren. Hat man dieses Ziel erreicht, bekommt man einen ordentlichen Bonus und kann sich in den Ruhestand verabschieden. Neben diesem Hauptziel gibt es noch Einzelziele, die man erreichen kann, aber nicht muss. Man kann aber auch ohne das Hauptziel erreicht zu haben in den Ruhestand treten. Sobald man sich dafür entscheidet, wird auf Basis des aktuellen Vermögens abgerechtet. Für jedes erreichte Ziel im Spiel vermehrt sich diese Summe um einen Prozentsatz. Mit der zum Schluss errechneten Summe kommt dann in die Highscore-Liste oder auch nicht. Leider gibt es im Handbuch weder eine Auflistung der Spielziele noch Hinweise, in welchem Ausmaß die einzelnen Ziele das Endergebnis beeinflussen. Vor allem beim ersten Mal muss man einfach probieren und diverse Dinge ausprobieren, die eigentlich mit Bestrafung bedroht sind.
Ein weiteres Plus in der neuen Version ist die Sternenkarte. Sie zeigt nicht nur eine Gesamtübersicht der Planetensysteme und von welcher Fraktion sie gerade kontrolliert werden, sondern auch die ungefähren Preise für Waren in den einzelnen Sektoren. Damit kann man nun sehr gut weitere Reisen planen. Selbstverständlich können sich während einer Reise sowohl die Kontrolle über einen Planeten als auch die Preise ändern. Wenn eine Fraktion, mit der man gerade im Krieg ist, die Kontrolle übernommen hat, kann man dort nichts verkaufen. Pech, aber das gehört nun Mal zum Spiel.
Erfreulich ist auch, dass die Zahl der Ausrüstungsgegenstände nun deutlich zugenommen hat. Nicht alles bekommt man auf jedem Planeten, manche guten Stücke (das gilt auch für den Kauf von Raumschiffen) werden nur von einer einzigen Fraktion verkauft. Man muss also öfters weite Reisen unternehmen um an sie heran zu kommen. Leider wurde die positive Maßnahmen, die vermehrte Zahl der Ausrüstungsgegenstände, durch eine andere gleich wieder eingeschränkt. Jedes Raumschiff hat für die Ausrüstungskategorien fest vorgegebene Positionen. Im Slot für die Torpedoabwehr haben nur Torpedoabwehrsysteme Platz, im Slot für Kurzstreckenwaffen, nur diese, aber keine Mittel- oder Langstreckenwaffen. Den Frachtraumslot kann man mit verschieden großen Frachträumen belegen oder mit einer Passagierkabine, man kann aber nicht gänzlich darauf verzichten und stattdessen einen zusätzliche Schutzschild oder eine Waffe platzieren. Diese Einschränkung führt dazu, dass man relativ schnell keine Verbesserungen am Raumschiff mehr durchführen kann. Man startet einmal einen Rundflug durch verschiedene Sektoren, kauft sich die besten Stücke in jeder Kategorie und damit ist das Thema 'Ausrüstung' für längere Zeit erledigt. Erst wenn man das Raumschiff wechselt, wird ein neuer Ausrüstungskauf notwendig. Der anfänglichen Freude über die neuen Ausrüstungsmöglichkeiten folgt bald Ernüchterung und Langeweile, denn das Raumschiff wechselt man nur sehr selten.
Zu Beginn des Spiels muss man sich für eine der vier Fraktionen entscheiden. Allerdings findet man, wie man es vom Spieltitel her erwarten könnte, keine Schmuggler oder Piratenfraktion. Wie überhaupt die Smugglers-Idee im gesamten Spiel eine eher untergeordnete Rolle spielt. Dagegen werden Recht und Ordnung unverhältnismäßig überbetont, nicht zuletzt dadurch, dass die eindeutig an die USA erinnernde Federation-Fraktion von den Programmierern einen deutlichen Bonus mitbekommen hat. Auch das militärische Gehabe, die Orden und Auszeichnungen, die vielen Zitate aus dem amerikanischen Bürgerkrieg und der jüngeren US-Politik zeigen einen ideologischen Background, der mit dem Spieltitel so gar nicht zusammen passt. Irgendwie fällt einem bei dieser Gelegenheit auch auf, dass der Hersteller
des Spiels, trotz deutscher Adresse, sich uns nur in englischer Sprache offenbart. Es gibt keine deutsche Version des Spiels und keine deutsche Version des Internetauftritts.
Abgesehen von der Bevorzugung der Federation, ist es ziemlich egal, welche Fraktion man wählt, man sollte nur um die Vorteile der gewählten Fraktion Bescheid wissen und sie nutzen.
So gelten z.B. nicht in allen Fraktionen die gleichen Waren als illegal. Gerade mit diesen Waren kann man aber die größten Gewinne machen. Man kann also sehr gut und ohne Risiko in einem Sektor illegale Waren einkaufen und im Nachbarsektor, wo sie nicht illegal sind, ohne Risiko verkaufen. Ein Risiko besteht nämlich nur dann, wenn man auf einem Planeten landet, auf dem die mitgeführten Waren illegal sind, die Reisen selbst und die Jump-Punkte zwischen den Sektoren sind in dieser Hinsicht ungefährlich.
Grafisch ist das ganze Spiel spartanisch gehalten. Zu Spielbeginn kann man sich entscheiden, ob man als Mann oder als Frau in die Galaktische Geschichte eingehen will, für jeden gibt es genau ein Bild zur Auswahl. Reisen werden mit einem statischen Bild des Raumschiffs dargestellt, unter dem die Tage der Reise heruntergezählt werden. Treffer bei Schlachten werden ebenfalls mit Einzelbildern dargestellt, davon gibt es, glaube ich, zwei. Eigene Bilder kann man
nicht ins Spielladen.
Die Schlachten selbst laufen als Klickorgie ab: Pulldown-Menü öffnen, Waffen auswählen, Waffe benutzen, Ergebnis anklicken. Das macht vier Klicks, wenn man drei Waffen besitzt, sind es schon zwölf. Dann 'Ende der Runde' klicken, schließlich die Trefferergebnisse des Gegners einzeln durch Klick zur Kenntnis nehmen bis man wieder selbst zum Schiessen an der Reihe ist. Wer einen Planeten erobern will, der von fünf oder sechs großen Raumschiffen verteidigt wird, muss mit hunderten von Klicks rechnen, nur für diesen einen Planeten. Ein Sektor kann vier oder fünf Planeten haben und irgendwann soll die eigene Fraktion zwei Drittel der Sektoren beherrschen. Entsetzlich, wie man bei einem kommerziellen Spiel des Jahres 2004 Kämpfe auf diese Art gestalten kann. Waffenslots, denen man Tasten zuweisen kann und Trefferanzeigen, die verschwinden, sobald man die nächste Taste drückt, wären das mindeste, was man erwarten könnte.
Sehr negativ anzumerken ist auch, dass bei den meisten Ausrüstungsgegenständen keine genauen Angaben über ihre Wertigkeit oder ihre Leistung zu finden sind. So steht bei den Triebwerken nur, dass sie in der Lage sind ein Raumschiff anzutreiben und im Namen gibt es die Unterscheidung S, L, Xl, XXL. Man weiss nie, wie schnell das eigene oder gegnerische Raumschiff nun wirklich ist. Das selbe gilt für Schutzschilde und Jump-Engines: S, L, XL. Ja, was
heißt das nun genau. Irgendwie verdirbt das ziemlich den Spass und nährt auf der anderen Seite den Zweifel, ob es überhaupt eine Bedeutung hat. Denn plötzlich triffst du auf ein gegnerisches Raumschiff der selben Klasse wie deines, das aber schneller ist, obwohl du schon den XXL-Motor drinnen hast.
Vom Spielverlauf selbst gibt es noch ein Phänomen, das unbedingt abgeschwächt gehört. Je höher man im Rang steigt, um so höher ist die Beute von im Weltraum verlorenen Containern oder Geisterschiffen, auf die man immer wieder trifft. Auch die Belohnungen durch Raumschiffe der eigene Flotte, die man bekommt, sobald man mit ihnen nur kommuniziert, steigen. Der Handel wird
ab diesem Zeitpunkt vollkommen unwichtig und uninteressant.
Schade ist es um den Editor zum Erstellen eigener Spiele, der nun weggelassen
wurde. Er funktionierte zwar in der Vorgängerversion nicht so recht, schöner
wäre allerdings eine Verbesserung als die vollständige Elimination gewesen.
Fazit: Es gibt eindeutig Verbesserungen gegenüber den Vorgänger-Versionen, die noch eindeutiger hätten ausfallen können, wenn man bei den Raumschiffen und den Ausrüstungen mehr Flexibilität gezeigt hätte. Technisch und grafisch wäre in jedem Fall einiges zu verbessern. Dazu gehören eine bessere Handhabung der Kämpfe, mehr und bessere Grafiken sowie Import eigener Grafiken zur stärken Personalisierung. Weiters sollte klarer dargelegt werden, wie die verschiedenen Einzelziele das Gesamtergebnis beeinflussen.
Das ideologische Brimborium rund um Militär und Federation sollte wieder zu Gunsten der ursprünglichen Spielidee, Handel mit Waren der illegalen Art, zurückgeschraubt werden. Auch eine Option, das Spiel als Pirat durch zu kämpfen, wäre eine nette Variante.
3.4.2004
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Links: Spielbeschreibung
Smugglers2
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