Throne of Darkness

Typ: kommerziell

Nun da es die Vollversion des Spiels als Beilage zu einer Zeitschrift gibt, leistet man sich bereitwillig auch dieses Spiel, von dem die Demoversion schon nicht recht überzeugte.

Geworben wird mit diversen Features und dem Hinweis, dass teilweise die selben Programmierer am Werk waren wie bei Diablo. Ein inhaltsleerer Hinweis, wie sich bald herausstellt. Nicht dass die vorliegende Version absturzgefährdet oder sonst irgendwie bockig wäre, nein, es ist vielmehr eine Vielzahl an unsinnigen Details, die den Spielfluss hemmen und die Spielfreude verderben.

Clan und Daimyo

Zu Beginn des Spiels wählt man einen Clan aus. Im Handbuch werden zwar ausführlich die Unterschiede zwischen den Clans und ihren einzelnen Kämpfern beschreiben, im Spiel selbst merkt man davon wenig.

Von den sieben vorgegebenen Charakteren, die man insgesamt zur Verfügung hat, können nur vier in der jeweils aktuellen Kampftruppe werken, die anderen warten im Schrein beim Kriegsherren (genannt Daimyo). In diesem Schrein werden während der Wartezeit auch Gesundheits- und Zauberpunkte (genannt Ki) wieder aufgefüllt bzw. können Tote wiederbelebt werden.

Der Schrein kann jederzeit - auch während eines Kampfes - mittels Tastenkürzel aufgerufen werden. Durch einfaches Anklicken werden schwächelnde oder tote Charaktere in den Schrein teleportiert und gesunde auf das Spielfeld. 

Gold und Ausrüstung

Gold braucht man viel im Spiel, aber man muss es finden, denn Gegenstände verkaufen gibt es im Spiel nicht. Nicht benötigte normale Gegenstände (Waffen oder Rüstungsteile) gibt man beim Schmied ab. Dafür bekommt man Punkte gutgeschrieben. Hat man genügend Punkte gesammelt, kann man sich vom Schmied einen neuen, guten Gegenstand (Waffe oder Rüstungsteil) anfertigen lassen. So kann man sich etwa beim Schmied eine Rüstung mit einem RK-Wert (=Rüstungsklasse) von über 100 anfertigen lassen, während man zu diesem Zeitpunkt im Spiel Rüstungen mit höchstens RK 40 bis 50 findet.

Magische Gegenstände gibt man beim Priester ab. Die Punkte, die man dort gutgeschrieben bekommt, werden auf Zauberpunkte umgerechnet, mit denen man dann seine Zauberkünste verbessern kann. 

Beim Priester kann man auch Gegenstände identifizieren oder reinigen (=von einem Fluch befreien) lassen, weiters kann man diverse Tränke kaufen. Charaktere mit hohem Charismawert kommen billiger davon.

Waffen und Rüstungsteile haben einen Haltbarkeitswert. Man sollte versuchen, Gegenstände mit einem Haltbarkeitswert von 20 und höher zu ergattern, da sonst viel zu häufig repariert werden muss. Das kostet zwar nicht viel Gold, hemmt aber ungemein den Spielfluss und ist am Anfang des Spiels, wenn man nicht viel Auswahl hat, sehr störend.

Alle Gegenstände tragen japanische Bezeichnungen. Tolle Idee. Kabuto-Wari ist nicht schlechtes Italienisch eines deutschen Touristen, der sich auf dem Marktplatz von Florenz über faule Tomaten beschwert, nein, es ist, wie wir alle aus unseren fernöstlichen Studien wissen, eine besondere Art von Wurfpfeilen, wie es im Handbuch übrigens richtig erklärt wird. So heben wir mal ein Nodachi vom Boden auf, mal ein Tetsu-bo, dann wieder finden wir einen Han-kyu, ein Masa-kari oder ein Akujo-beshimi (hab ich das nicht unlängst im japanischen Restaurant gegessen?). Ein Jyuzu hängst du dir um den Hals, ein Noroi-bachi setzt du auf, ein Wakizashi hältst du in der Hand. Ist doch nicht so schwer, oder? Da haben wir also noch: Kabu-tsuchi, Yari, Kunai, Hachi-Wari, Naginata, Kongou, Shinki, Yumi, Nagamaki, …

Eine Liste der japanischen Ausdrücke findet ihr hier.

Kombinieren

Beim Schmied gibt es noch die Möglichkeit gegen Entgelt Gegenstände zu kombinieren. Waffen und Rüstungsteile haben magische Sockel, in die man zur Aufwertung vom Schmied Komponenten einfügen lassen kann. Komponenten sind meist Säfte oder Körperteile erledigter Gegner. Sie wirken auf Waffen oder auf Rüstungsteile oder auf beides mit Bonuspunkten. Ein dritte Art von Komponenten sind Metalle und Erze, die als Multiplikatoren für die anderen Komponenten wirken, wenn sie mit diesen zusammen und in der richtigen Kombination eingesetzt werden. Leider schweigt sich das Handbuch komplett über die Wirkungen der einzelnen Komponenten aus (eine Übersicht findet ihr hier). Dieses Aufrüstungsmodell wirkt zwar etwas kompliziert, aber man kann sich damit sehr gute Gegenstände selbst zusammenbauen, wenn man einige Dinge beachtet: 

- Erstens ist das Kombinieren manchmal recht teuer, nimm einen Charakter mit hohem Charismawert als Auftraggeber.

- Zweitens sollte man auf Gegenstände mit vielen magischen Sockeln achten. 

- Drittens sollte man sich zunächst beim Schmied einen guten Gegenstand mit möglichst vielen Sockeln anfertigen lassen. 

- Viertens: man muss nicht alle Sockel sofort belegen, es geht auch in Etappen. 

- Fünftens: genau auf die Multiplikator-Komponenten und die richtigen Kombinationen achten. 

- Sechstens: Eine umfangreiche Kombination dauert recht lange, die Zeit dafür wird in echter Uhrzeit (also z.B. 3 Minuten 50) angegeben. Du musst nicht warten und zuschauen, sondern kannst weiter spielen. Wenn der Schmied fertig ist, erscheint ein kleines 'S'-Symbol auf dem Bildschirm und du kannst den Gegenstand abholen. 

Schmied und Priester brauchen übrigens für alle Aktionen Zeit, allerdings für die meisten Reparaturen oder Identifizierungen nur eine oder zwei Sekunden. Schmied und Priester können jederzeit und überall mittels Tastenkürzel aufgerufen werden (man muss sie allerdings zu Beginn des Spiels, genauso wie die meisten Mitstreiter, erst einmal finden, was aber relativ schnell geht). 

Spielsteuerung und Spiellandschaft

Für die verschiedenen Interaktionen gibt es Tastenkürzel, die in der deutschen Version recht sinnvoll und leicht zu merken vergeben sind. Freie Tasten können nachträglich belegt werden. 

Im Spiel steuert man einen Charakter mittels Maus, die anderen laufen hinterher. Das funktioniert recht gut. Es gibt keine verirrten oder hängengebliebenen Gefährten.

Die Landschaft, in der man sich bewegt bzw. bewegen kann, ist recht schmal. Trotzdem ist sie zusätzlich von einer dicken roten Linie umsäumt: unnötig, weil man den Bereich ohnehin nicht verlassen kann.

Innerhalb des begehbaren Gebiets sind die Hauptwege mit gelben, Wege für Nebenquests mit eine blauen Linie markiert: besonders unnötig und Spiel verderbend, weil die Landschaft ohnehin nicht besonders groß ist und dann darf man nicht einmal selbst Dinge entdecken, sondern man wird "an der Leine" hingeführt.

Es gibt nur sehr wenige Landschaftserweiterungen in Form von Höhlen etc.

Die wenigen begehbaren Gebäude sind zwar mehrstöckig, in der Grundfläche aber nicht sehr groß und meist quadratisch, also auch keine besondere Herausforderung.

Die Quests sind - der Schlichtheit der Landschaften angepasst - recht einfach, weil man sich kaum verirren kann. Wer einmal in die falsche Richtung läuft, wird sofort vom allgegenwärtigen Daimyo zurechtgewiesen.

Eine Mini-Map ist per Tastenkürzel ein- und ausblendbar.

Gegner und Charakterentwicklung

Durch Eliminieren von Gegnern erwirbt ein Charakter Erfahrungspunkte und kann beim Erreichen eines Limits (Level-up) sechs Eigenschaftspunkte und acht Zauberpunkte vergeben.

Die Gegner sind teilweise recht stark, greifen oft in Gruppen oder als Kombination aus Nah- und Fernkämpfern an. Auch die gegnerischen Zauberer erweisen sich, im Gegensatz zum Zauberlehrling in den eigenen Reihen, als harte Brocken, für deren Überwindung man oft mehrere Anläufe braucht. Gerade im ersten Teil des Spiels, wo man noch schlechte Ausrüstung und wenig Geld für Heiltränke hat, kann das zu vielen Toden führen. Ein rasches Zurückziehen und das regelmäßige Austauschen der Kämpfer ist angebracht. 

Das bewirkt auch eine annähernd gleichmäßige Entwicklung der einzelnen Charaktere. Ausnahme: Zauberer. Der ist körperlich so schwach, dass er schon durch kräftiges Husten der Gegner stirbt. Hier hilft nur ein konsequentes Heilen beim Daimyo und erneutes Einwechseln, damit er wenigstens jene Stärke und Geschicklichkeit erreicht, die für das Tragen besserer Rüstungsteile benötigt wird. Trotzdem erreicht er im Durchschnitt nur die Hälfte der Level-ups der anderen Mitstreiter.

Für einige Charaktere besteht die Möglichkeit Eigenschaftspunkte (Stärke, Geschicklichkeit, Rüstungsklasse, Vitalität) dauerhaft zu erwerben, indem sie in bestimmte Zauber Punkte investieren. Diese Zauber können nur bis zum Level 5 gesteigert werden. Ansonsten können Eigenschaften noch durch Tragen besonderer Gegenstände gesteigert werden. Für sehr viele Gegenstände müssen sowohl Stärke als auch Geschicklichkeit in ausreichendem Maß vorhanden sein, um sich damit ausrüsten zu können, fast alle sind auch an einen bestimmten Charakterlevel gebunden, nur wenige sind von einem Ki-Wert abhängig.

Da die Gegner am Anfang des Spiels schon ungemein hart zuschlagen, benötigt man öfter Heilung beim Daimyo, denn erstens steht der Priester nicht sofort zur Verfügung und zweitens hat man, wenn es ihn einmal gibt, ohnehin nicht genug Geld um sich viele Heiltränke leisten zu können. Der Daimyo hat aber nur beschränkt Energie für seine Tätigkeit zur Verfügung und muss diese selbst immer wieder aufladen. Längere Wartezeiten für Wiedererweckung und Heilung sind also angesagt. Sehr störend und nervig.

Kämpfe und Taktik

Kämpfe eröffnet man durch Anklicken eines Gegners, meist eröffnen aber die sehr aggressiven Gegner die Kämpfe. Linke Maustaste: Angriff mit Waffe, rechte Maustaste: Angriff mit voreingestelltem Zauber.

Es gibt einen Taktik-Editor, in dem man zwischen verschiedenen Aufstellungsformationen für den Kampf wählen kann. Zusätzlich kann die Kampfart (Nahkampf/Fernkampf) und die Kampfintensität (aggressiv, neutral, defensiv) für jede einzelne Position eingestellt werden. Und schließlich kann auch noch bei jedem Charakter eingestellt werden, womit er in welcher Reihenfolge kämpft (1. Waffe, 2. Waffe, Zauber). Leider muss man bei jedem Charakterwechsel die Taktik erneut auswählen, eine Mausklick-Übung, auf die man nach etlichen Malen gern verzichtet. Darüber hinaus hat man den Eindruck, dass außer der Aufstellungsformation die eingestellte Taktik im Kampf keine Rolle mehr spielt, jeder scheint zu machen, was der KI gerade einfällt. Plötzlich schleudert der vorderste Nahkämpfer Blitze und der Zauberer steht daneben und schaut nur zu. Man klickt einen Gegner an, aber man muss froh sein, wenn sich wenigstens einer der Charaktere darum kümmert, die andern stürzen sich nach Lust und Laune auf einen anderen (oder gleich jeder auch einen anderen) Gegner. Schließlich kommt es auch noch zu dem Phänomen, dass einer der Charaktere plötzlich mit einer riesigen Keule kämpft, mit der er weder als Waffe ausgerüstet ist, noch hat er sie im Inventar.

Die Waffen, mit denen ein Charakter ausgerüstet ist, haben einen bestimmten Schadenswert, den man im Charaktermenü ersehen, kann. Was aber bewirkt die aus dem Nichts auftauchende Riesenkeule? Unsinn über Unsinn. Am besten man verzichtet auf den Taktik-Editor. Es geht auch ohne ihn ganz gut.

Inventar

Das Inventar ist nicht besonders groß. Waffen und Rüstungsteile, die du nicht verwenden kannst, solltest du möglichst bald dem Schmied (wenn nicht-magisch) oder Priester (wenn magisch) geben, sonst wird dein Inventar bald zu voll. Halsketten, Schatullen und diverse Anhängsel, die die Eigenschaften des Charakters verbessern, kannst du teilweise behalten, wenn du noch nicht stark genug bist um sie zu verwenden. Ebenso Komponenten zur Sockelung. Sie sind normalerweise und im Gegensatz zu allen anderen Gegenständen stapelbar. Wenn du trotzdem zuviel im Inventar hast, leg die Sachen im Schreinraum auf den Boden. Hier verschwinden sie nicht. Du kommst in den Schreinraum, wenn du zurück läufst (eher unsinnig) oder durch Teleporter. Auf diese stößt du immer wieder im Verlauf des Spiels, einige musst du als Quest sogar erobern. Immer wenn du nun bei einem Teleporter stehst, geh in den Schreinraum, legt Überzähliges ab und kontrolliere, ob du nicht etwas vom Abgelegten verwenden kannst.

Grafik und Sound

Isometrische Perspektive und alles sehr japanisch, aber nicht schlecht. Ab und zu japanische Comic-Videos als Zwischensequenzen. Selbst die deutsch gesprochenen Texte wirken wie japanische Comics. Aber das sind alles keine Gründe, die gegen das Spiel sprechen. 

Handbuch

Ein Witz. Seitenlange Beschreibung der Vorgeschichte, der Clans und der Kämpfer. Für das Spiel großteils unwichtig. Dann eine Aufzählung, was im Spiel alles vorkommt, aber keine Bedienungshinweise, keine Schadenspunkte für Zauber oder Waffen, keine Wirkungsbeschreibung der Komponenten. Na ja, die letzte Seite passt, da sind die Shortcuts abgedruckt.

Fazit

Da wird mit viel Aufwand und Arbeitszeit ein umfangreiches Spiel entwickelt und dann nimmt man sich nicht die Zeit es eingehend von unabhängigen Spielern testen zu lassen. Dann käme man wahrscheinlich auf verschiedene Ungereimtheiten und Schwächen drauf. Aber da war man sich wohl zu sicher und agierte eher nach dem Motto "Bereits einige Spiel programmiert und herausgebracht, noch dazu das 'berühmte' Diablo, wer will und was erzählen." Es spricht auch nichts dagegen, dass man bewährte Dinge wieder verwendet, aber man sollte doch so viel Wachsamkeit aufbringen, dass man merkt, wenn man im eigenen Saft schmort. Kurzum: Das Spiel war ein Flop und das ist kein Wunder. Einige Dinge sind eintönig oder langatmig bis zur Nervigkeit. Die Spiellandschaft ist zu klein und zu einfach und führt den Spieler zu sehr am Gängelband. Dasselbe gilt für die Quests.   

Niemandem soll hier abgeraten werden es nicht zu spielen, zumal es als Zeitschriftenbeilage nur € 4,99 kostet. Man kann sich damit sicher stunden- und tagelang gut unterhalten, viel mehr als einen Abverkaufspreis würde ich für das Spiel aber nicht ausgeben.

22.6..2004

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Links: www.pcgames.de (Zeitschrift mit dem Spiel als Beilage)
   
     mitglied.lycos.de/Isado99  (Gute Fanseite mit vielen Tabellen)
           Offizielle Seite zum Spiel 
         
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